New Work einzuführen bedeutet nicht immer gleich alles auf den Kopf zu stellen. Es ist aber wichtig einen Anfang zu machen. In diesem Beitrag erläutere ich Dir warum. Außerdem habe ich Dir sechs praktische Schritte zusammengestellt, wie Teams ihre Neue Arbeit selbst in die Hand nehmen und aktiv gestalten können.
Warum sollten Teams ihre Zukunft angehen?
Vor kurzem wurde ich bei meinem Gastvortrag über Change und Transformation von einem Studenten gefragt, was man denn machen soll, wenn die Unternehmensleitung nicht erkennt, dass sie transformieren müssen und sie sich regelrecht weigern etwas zu verändern? Kurzerhand habe ich geantwortet: Entweder haben sie gute Berater:innen oder Mitarbeitende, auf die sie hören. Oder die Mitarbeitenden bewegen etwas (mühevoll) im Kleinen. Wenn sich allerdings nichts ändert, werden sie radikal vom Markt verschluckt. Wie in meinem letzten Blogbeitrag "Wie gelingt Organisationen der Start in die Zukunft der Arbeit" dargestellt, ist das Management für die Unterstützung einer Transformation zwar sehr wichtig und vereinfacht vieles, es bedeutet aber nicht, dass die einzelnen Organisationseinheiten, Abteilungen und Teams warten müssen bis seitens der Unternehmensleitung etwas passiert. Auf Teamebene ist es allerdings unerlässlich, dass die Führungskräfte mitziehen. Ansonsten sind den Mitarbeitenden im wahrsten Sinne des Wortes die Hände gebunden. An diesem Punkt stellen sie sich dann hoffentlich weitere Fragen wie beispielsweise, ob sie diesem Unternehmen wirklich weiterhin ihre kostbare Lebenszeit, Energie und Wissen zur Verfügung stellen wollen oder ob es draußen nicht irgendwo ein anderes Unternehmen gibt, das besser zu ihnen passt. Aber soweit wird es hoffentlich nicht kommen. Es zeigt allerdings die Dringlichkeit einer Veränderung der Arbeitswelt.
Es gibt mehrere Wege, die nach Rom... äh... zum Wandel führen. Das tolle an einer Transformation ist, dass sie auch von innen heraus passieren kann, sich also auch die kleinsten Gruppen - die Teams - mit New Work beschäftigen und es für ihre Bedarfe in ihrem Rahmen einführen können. Oder es werden mehrere "Brandherde" in dem Unternehmen gelegt durch beispielsweise unterschiedliche Gruppen und kleinere Initiativen, die das Thema vorantreiben. Die Wege New Work in die Unternehmen zu tragen sind unterschiedlich und hängen von der Kultur und den Möglichkeiten jedes Unternehmens individuell ab.
Wie können Teams mit New Work starten?
Jedes noch so kleine Team hat die Möglichkeit New Work in ihrem Rahmen umzusetzen. Auch wenn sie an Systemgrenzen stoßen, können sie ihre eigene Kultur und Zusammenarbeit gestalten. Aber auch hier sei nochmal erwähnt: Ohne eine:n (reflektierte:n) Teamleiter:in wird es kaum möglich sein etwas in Gang zu setzen.
An dieser Stelle möchte ich Dir gerne 6 Schritte an die Hand geben, wie Du mit Deinem Team die Neue Arbeit aktiv ins Leben rufen kannst. Ich möchte Dir also einen Weg von vielen aufzeigen, wie Ihr gemeinsam, ganz praktisch, ohne großes Klimbim und ohne externe Berater:innen (wie mich) das Thema in Deinem Team starten könnt. Eins aber voarb: Dieser Workshop sollte moderiert werden. Entweder von einer Person aus eurem Team oder abwechselnd von mehreren. Bestenfalls nicht von der Führungskraft oder nicht ausschließlich. Ihr könnt den Workshop auch in mehrere, kleinere Sessions aufteilen, um ihn besser in den Alltag zu integrieren. Für einen besseren Flow ist es aber sicherlich schöner an einem Tag durchzzugehen.
1. Tauscht euch im Team darüber aus, was ihr allgemein unter New Work versteht.
Warum ist New Work für euch wichtig? Was versteht ihr darunter? Welche Werte, Einstellungen oder Haltungen? Welche Vorstellungen der Zusammenarbeit und technischen Tools habt ihr? Welche Dinge geben euch Energie? Welche Aufgaben, Rollen, welche Ziele? Sammelt eure Gedanken bspw. auf einem (online) Whiteboard oder wenn es ganz einfach sein soll, auf einem Blatt Papier. Es geht nur darum sich auszutauschen und Ideen zu sammeln. Es gibt kein richtig oder falsch und es wird nichts vereinbart. Jede Meinung ist gleich viel Wert und verschiedene Ansichten dürfen nebenher stehen. Inspiriert euch gegenseitig! Lasst euch auch gerne von anderen Menschen durch (Blog-)Artikel, Videos, Reden etc. zum Thema New Work inspirieren, um neue Ideen aufzunehmen. In meinem Beitrag über die Arbeit der Zukunft in Organisationen findet ihr einen super Dokumentarfilm mit vielen Anregungen.
2. Jedes Teammitglied gestaltet ein eigenes Bild von New Work für euer Team.
Nachdem ihr euch ganz allgemein über New Work ausgetauscht habt, überlegt sich jedes Teammitglied für sich, wie er:sie sich das Neue Arbeiten für euer Team vorstellt. Eine Frage könnte sein: Wie sehe ich unsere Teamzusammenarbeit in einem Jahr? Unterschiedliche Aspekte können hier eine Rolle spielen wie bspw. der Umgang miteinander, Entscheidungen treffen, Führung, verteilte Verantwortlichkeiten, Umgang mit Spannungen, Feedback etc. Themen, die euch wichtig sind. Das Ergebnis wird von jeder Person aufgeschrieben oder besser noch visualisiert in Form von Zeichnungen oder anderen Bildern. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Nachdem jedes Teammitglied fertig ist, präsentiert ihr eure Ergebnisse gegenseitig. Die anderen hören nur zu, es dürfen aber Verständnisfragen gestellt werden. Jedes Teammitglied darf ihre:seine Vorstellungen so präsentieren, wie sie:er es für richtig hält, ohne von den anderen Teammitgliedern be- oder verurteilt zu werden.
3. Ihr erarbeitet ein gemeinsames Zukunftsbild.
Nachdem jede:r von euch präsentiert hat, pickt jedes Teammitglied eine Eigenschaft heraus, die ihm:ihr besonders wichtig ist und alle werden schließlich zusammengefügt. Denkt daran: Jedes Teammitglied hat eine eigene Wahrheit und jede einzelne hat die Berechtigung im gesamten Bild zu sein. Schaut gemeinsam drauf: Was fehlt uns noch und was wollt ihr ergänzen? Welche Überschrift wollt ihr eurem gemeinsamen Bild geben? Ihr könnt es auch mit Leben füllen, indem ihr ein paar Beschreibungen auflistet oder durch welches Verhalten bzw. welche Tätigkeiten dieses Zielbild untermauert wird.
4. Ihr beleuchtet die aktuelle Situation.
Als nächstes betrachtet ihr eure Situation im Jetzt. Wie lebt ihr eure Zusammenarbeit heute? Welche Werte, Einstellungen werden gelebt? Welche Technik nutzt ihr? Welche Beobachtungen macht ihr? Was sind die Fakten? Welche Dinge geben euch Energie? Was entzieht sie euch? Dieser Schritt ist notwendig, um Ableitungen zu treffen, was ihr ändern könnt, um zu eurem Zukunfstbild zu kommen. Das könnt ihr beispielsweise tun, indem ihr auf einem (online) Whiteboard auf der linken Seite ein Symbol oder Begriffe für die aktuelle Situation aufschreibt, in der Mitte Platz lasst und rechts euer Zielbild aufschreibt.
5. Überlegt euch Schritte von der Zukunft ins Heute.
Nun wird es konkret. Ihr erstellt eine Roadmap, d.h. einen Plan für euch. Nur macht ihr es diesmal anders, als ihr es wahrscheinlich gewohnt seid: Ihr betrachtet zuerst das Zukunftsbild und überlegt euch davon ausgehend die Schritte bis ins Heute. Also andersherum. Ihr fangt an, mit dem letzten Schritt, der notwendig ist, um das Zukunftsbild zu erreichen. Und welcher Schritt war davor? Ihr füllt also die Lücken vom SOLL zum IST mit einzelnen Aktivitäten. Aber Achtung: Es wird nur ein grober Plan ohne Details.
6. Die ersten Schritte mit Leben füllen.
Nun dreht ihr wieder die Richtung vom Heute in die Zukunft. Die ersten Schritte, die ihr euch überlegt habt, könnt ihr nun feiner ausarbeiten. So fein, dass sie in euren operativen Alltag passen mit bspw. Aufgaben, Datum und Verantwortlichkeiten. Achtet aber bitte darauf, dass ihr euch nicht zu viel vornehmt. Eine Teamentwicklung ist ein Prozess und sollte behutsam passieren. Denkt daran, euch auch Freiräume zu geben, damit ihr lernen und ausprobieren könnt. Außerdem sollten in eurem Plan in regelmäßigen Abständen, beispielsweise alle 2 Wochen, Retrospektiven integriert sein, damit ihr die Möglichkeit habt zu beleuchten, was gut funktioniert in der Umsetzung sowie Zusammenarbeit und was nicht. Es ist also wichtig regelmäßig Anpassungen vorzunehmen und nicht steif alles abzuarbeiten, was ihr in dem Workshop konzipiert habt. Und dann kann es auch schon mit der Umsetzung losgehen! Ich wünsche euch viel Spaß dabei!
Nichts ist in Stein gemeißelt! Diese Schritte sollten am besten in Abständen wiederholt werden. Was Dir und Deinem Team heute wichtig ist heißt nicht, dass es morgen auch noch so ist und Ihr Euch an alles krampfhaft festhalten müsst. Kulturentwicklung ist ein iterativer Prozess, der immer wieder der Umwelt und dem Team angepasst werden muss.
Auch wenn der Weg in nur 6 Schritten beschrieben ist, kann es eine Berg- und Talfahrt werden. Es können Rückschläge, Schmerzhaftes und positive Überraschungen inbegriffen sein. Das ist auch gut so. Glaub daran, es lohnt sich!
Du/Ihr braucht Unterstützung beim Weg ins Neue Arbeiten? Dann komm/t gerne auf mich zu. Vielleicht ist mein NewWork Starterkit für Teams etwas für euch.
Ein Spoiler: Auf Wunsch arbeiten wir mit LEGO® SERIOUS PLAY®. Ich freue mich auf die Kontaktaufnahme: +49 (0) 176-4710 4119 oder wandel@domenika-rinke.de
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